Scherenstromabnehmer |
Bereits 1925 wurden die ersten Kirchenfensterwagen und Lindner-Stadtbahnwagen mit einem Scherenstromabnehmer der Siemens-Schuckert-Werke (SSW) ausgeliefert. |
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historischer Triebwagen 410 mit Scherenstromabnehmer der SSW |
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1912 schon verkehrten bei der Merseburger Überlandbahn (MÜBAG) Triebwagen mit einem Scherenstromabnehmer.
Einer davon ist heute als Historischer Triebwagen 78 in der Fahrzeugsammlung der Halleschen Straßenbahnfreunde e.V. erhalten. |
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historischer Triebwagen 78 mit Scherenstromabnehmer |
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In den 1930er und 40er Jahren gab es viele Varianten der Bauart SSW, die durch kleine Umbauten an den Oberscheren hervorgingen.
Mit den großen Vierachsigen Lindner-Triebwagen der MÜBAG tauchte 1941 die neue Bauart Ambeg als eine weitere Variante der Scherenstromabnehmer auf. |
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Triebwagen 30 mit Ambeg Stromabnehmern |
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1951 wurden die ersten Lowa-Triebwagen an die Verkehrsbetriebe geliefert.
Somit hielt der Einheitsscherenstromabnehmer (ESS) serienmäßig in Halle Einzug.
Die bereits 1929 auf dem Hechtwagen in Dresden verwendete Bauart "Sachsenwerk Niedersedlitz" wurde
durch die LEW Hennigsdorf weiterentwickelt und für sämtliche Verkehrsbetriebe der DDR von 1951 bis 1975 produziert.
Diese Bügelbauform sollte in Halle über 40 Jahre lang auf verschiedenen Wagentypen im Einsatz sein. |
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Lowa Triebwagen 513 mit einem ESS |
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Typisch für diesen ESS waren die vorwiegend aus nahtlos gezogenen Rohren, bestehende Ober- und Unterschere,
wobei die Unterschere verstärkt ist und sich nach oben hin verjüngt. Die Oberschere trägt eine Pendelwippe mit
geschwungenen Ablaufenden, durch die eine gleichmäßige Anpresskraft und eine Anpassung an die Fahrdrahthöhe
erzielt wird. Die Pendelwippe selbst wird durch zwei kleinere Spiralfedern in senkrechter Lage gehalten.
Anfangs wurden in Halle fast ausschließlich die sogenannten Dreikantkohlen verwendet. Diese Schleifkohlenart
ist so geformt, dass sie drei Laufflächen besitzt und je nach Verschleißzustand bei Durchsichten gedreht werden kann. |
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ESS mit Dreikantkohle |
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In den 1960er Jahren gab es in Halle die ersten gewölbten Schleifkohlen auf einigen wenigen Wagen der Bauart Gotha.
Da eine parallele Ausrichtung der Schleifkohle zum Fahrdraht nicht selbständig möglich war,
musste diese mit Hilfe einer kleinen Ausgleichsstange (bei Vor- oder Rückwärtsbewegungen der Pendelwippe) in ihrer Lage gehalten werden. |
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ESS mit gewölbter Kohle |
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Mit Serienlieferung der Tatrafahrzeuge fand der ESS auch auf diesen Wagen eine weite Verbreitung.
Vereinzelt wurden dabei aus Stabilitätsgründen zusätzliche Querstangen an der Ober- und Unterschere angebracht. |
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ESS mit zusätzlichen Querstangen |
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Um die Tieflader-Transporte zu den zahlreichen Industriebetrieben im Stadtgebiet von Halle zu erleichtern,
war die Fahrdrahtlage leicht höher als in anderen Betrieben. Auf den T4D war es dazu notwendig erhöhte
Isolatoren unter den Stromabnehmern zu verwenden. |
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deutlich sichtbar die unterschiedliche Größe der beiden Isolatoren |
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Anfang der 1970er Jahre wurde die Dreikantkohle durch die gewölbte Kohle zunehmend verdrängt.
Dies ging auch mit einer optischen Veränderung des ESS einher. Die geschwungenen Ablaufenden wurden durch längere,
eckige Ablaufenden ersetzt. In den Werkstätten wurde die Pendelwippe dabei aus Stabilitätsgründen höhenmäßig
eingekürzt. Diese Variante gab es in dieser Form ausschließlich bei den Verkehrsbetrieben in Halle.
Sie setzte sich nach und nach bis Ende der 80er Jahre bei nahezu allen Wagen mit dem ESS (ET 50/54, ET 57, ET 62 und
T4D) in Halle durch. Die ursprüngliche Variante, mit geschwungenen Ablaufenden, trat erst wieder mit Erweiterung der historischen Fahrzeugflotte ab 1991 auf. |
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T2D 772 mit einem ESS mit den für Halle typischen eckigen Ablaufenden |
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T4D 997 ebenfalls mit einem ESS mit eckigen Ablaufenden |
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Zunehmend gelangten ab 1978 auch Stromabnehmer aus tschechischer Produktion an die Saale.
Allerdings gab es davon deutlich weniger Exemplare als ESS. Sie zeichneten sich durch ihre zwei Rahmenfedern aus und
waren breiter. Zwei verschiedene Varianten wurden ausgeliefert : zum einen mit einer Schleifkohle und erstmals bei Scherenstromabnehmern in Halle, mit einer Doppelschleifleiste. |
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links die Variante mit Doppelschleifleiste, recht mit einer Schleifleiste |
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Die Tatrafahrzeuge der Serie von 1982 wurden alle mit einem solchen Stromabnehmer geliefert.
Da der Einholmstromabnehmer auf dem T4D zu dem Zeitpunkt schon weit verbreitet war, hoben sich diese Fahrzeuge von denen der übrigen Serienlieferungen ab.
Mit dem Umbau des Tw 1050 zum Schienenschleifwagen ging 1996 der letzte Vertreter tschechischer Produktion in Halle verloren.
Durch die freundliche Unterstützung der Leipziger Verkehrsbetriebe und der Leipziger Straßenbahnfreunde war es im Jahre 2002 jedoch möglich,
einen solchen Stromabnehmer wieder nach Halle zu bringen und aufzuarbeiten.
Im Juni 2009 erhielt der historische T4D 931 diesen Stromabnehmer. |
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"Gardinentatra" 1050 mit einem Stromabnehmer tschechischer Bauart |
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historischer T4D 931 mit dem aufgearbeiteten Stromabnehmer |
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Nach der politischen Wende 1989 kam mit den GT4-Fahrzeugen aus Stuttgart und Freiburg 1990 eine weitere Version des
Einheitsstromabnehmers nach Halle. |
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GT4 875 mit ESS in Stuttgarter Ausführung |
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Diese Variante mit zwei Schleifkohlen war bis dahin eng an die Stuttgarter und Freiburger Wagen gebunden.
In dieser Form gab es sie deutschlandweit fast nur dort. Die ursprüngliche Bauart des ESS auf den Stuttgarter GT4 war
ebenfalls mit geschwungenen Ablaufenden und Pendelwippe. 1992 wurde im Rahmen einer Hauptuntersuchung bei etwa
10 halleschen T4D diese Stromabnehmerbauart montiert. Ebenfalls ab 1992 wurden einige Arbeitswagen mit dieser für Halle
"neuen" Bauart versehen. |
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Arbeitstriebwagen 081 mit ESS in Stuttgarter Ausführung |
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Ab 1998 wurde im Rahmen der Hauptuntersuchungen noch einmal etwa ein Dutzend Tatrawagen mit den
GT4-Scherenstromabnehmern ausgerüstet. Die 38 GT4 behielten in Halle auch nach der Modernisierung in
Mittenwalde (1992-95) ihren charakteristischen Scherenstromabnehmer. |
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T4D 1121 erhielt im Rahmen der Hauptuntersuchung einen ESS in Stuttgarter Ausführung |
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