Stromabnehmer

Rollenstromabnehmer     Lyra-Stromabnehmer     Scherenstromabnehmer     Einholmstromabnehmer

 

Rollenstromabnehmer

Rollenstromabnehmer
Triebwagen der Stadtbahn Halle mit Rollenstromabnehmer um 1910 am Hauptbahnhof
 
Obwohl dieses System in der Anwendung komplizierter ist, als das bis heute verwendete Prinzip mit Schleifkohlen
(exaktere Fahrdrahtlage in Kurven notwendig, Problematik Weichen und Kreuzungen usw.), fand es doch über 25 Jahre Anwendung.
 
Lyra-Stromabnehmer
Die in Halle erstmals ab 1919 eingefürte Bauform Lyra währte nicht allzu lange. Ein Nachbau findet sich heute auf dem historischen Triebwagen 4.
Tw 4
historischer Triebwagen 4 mit Lyra-Stromabnehmer
 
Scherenstromabnehmer
Bereits 1925 wurden die ersten Kirchenfensterwagen und Lindner-Stadtbahnwagen mit einem Scherenstromabnehmer der Siemens-Schuckert-Werke (SSW) ausgeliefert.
Tw 410
historischer Triebwagen 410 mit Scherenstromabnehmer der SSW
 
1912 schon verkehrten bei der Merseburger Überlandbahn (MÜBAG) Triebwagen mit einem Scherenstromabnehmer.
Einer davon ist heute als Historischer Triebwagen 78 in der Fahrzeugsammlung der Halleschen Straßenbahnfreunde e.V. erhalten.
Tw 78
historischer Triebwagen 78 mit Scherenstromabnehmer
 
In den 1930er und 40er Jahren gab es viele Varianten der Bauart SSW, die durch kleine Umbauten an den Oberscheren hervorgingen. Mit den großen Vierachsigen Lindner-Triebwagen der MÜBAG tauchte 1941 die neue Bauart Ambeg als eine weitere Variante der Scherenstromabnehmer auf.
Tw 30
Triebwagen 30 mit Ambeg Stromabnehmern
 
1951 wurden die ersten Lowa-Triebwagen an die Verkehrsbetriebe geliefert.
Somit hielt der Einheitsscherenstromabnehmer (ESS) serienmäßig in Halle Einzug.
Die bereits 1929 auf dem Hechtwagen in Dresden verwendete Bauart "Sachsenwerk Niedersedlitz" wurde durch die LEW Hennigsdorf weiterentwickelt und für sämtliche Verkehrsbetriebe der DDR von 1951 bis 1975 produziert.
Diese Bügelbauform sollte in Halle über 40 Jahre lang auf verschiedenen Wagentypen im Einsatz sein.
Tw 513
Lowa Triebwagen 513 mit einem ESS
 
Typisch für diesen ESS waren die vorwiegend aus nahtlos gezogenen Rohren, bestehende Ober- und Unterschere,
wobei die Unterschere verstärkt ist und sich nach oben hin verjüngt. Die Oberschere trägt eine Pendelwippe mit
geschwungenen Ablaufenden, durch die eine gleichmäßige Anpresskraft und eine Anpassung an die Fahrdrahthöhe
erzielt wird. Die Pendelwippe selbst wird durch zwei kleinere Spiralfedern in senkrechter Lage gehalten.
Anfangs wurden in Halle fast ausschließlich die sogenannten Dreikantkohlen verwendet. Diese Schleifkohlenart
ist so geformt, dass sie drei Laufflächen besitzt und je nach Verschleißzustand bei Durchsichten gedreht werden kann.
Dreikantkohle
ESS mit Dreikantkohle
 
In den 1960er Jahren gab es in Halle die ersten gewölbten Schleifkohlen auf einigen wenigen Wagen der Bauart Gotha.
Da eine parallele Ausrichtung der Schleifkohle zum Fahrdraht nicht selbständig möglich war, musste diese mit Hilfe einer kleinen Ausgleichsstange (bei Vor- oder Rückwärtsbewegungen der Pendelwippe) in ihrer Lage gehalten werden.
gewölbte Kohle
ESS mit gewölbter Kohle
 
Mit Serienlieferung der Tatrafahrzeuge fand der ESS auch auf diesen Wagen eine weite Verbreitung.
Vereinzelt wurden dabei aus Stabilitätsgründen zusätzliche Querstangen an der Ober- und Unterschere angebracht.
T4D 981
ESS mit zusätzlichen Querstangen
 
Um die Tieflader-Transporte zu den zahlreichen Industriebetrieben im Stadtgebiet von Halle zu erleichtern,
war die Fahrdrahtlage leicht höher als in anderen Betrieben. Auf den T4D war es dazu notwendig erhöhte
Isolatoren unter den Stromabnehmern zu verwenden.
Isolatoren
deutlich sichtbar die unterschiedliche Größe der beiden Isolatoren
 
Anfang der 1970er Jahre wurde die Dreikantkohle durch die gewölbte Kohle zunehmend verdrängt.
Dies ging auch mit einer optischen Veränderung des ESS einher. Die geschwungenen Ablaufenden wurden durch längere,
eckige Ablaufenden ersetzt. In den Werkstätten wurde die Pendelwippe dabei aus Stabilitätsgründen höhenmäßig
eingekürzt. Diese Variante gab es in dieser Form ausschließlich bei den Verkehrsbetrieben in Halle.
Sie setzte sich nach und nach bis Ende der 80er Jahre bei nahezu allen Wagen mit dem ESS (ET 50/54, ET 57, ET 62 und
T4D) in Halle durch. Die ursprüngliche Variante, mit geschwungenen Ablaufenden, trat erst wieder mit Erweiterung der historischen Fahrzeugflotte ab 1991 auf.
T2D 772
T2D 772 mit einem ESS mit den für Halle typischen eckigen Ablaufenden
 
T4D 997
T4D 997 ebenfalls mit einem ESS mit eckigen Ablaufenden
 
Zunehmend gelangten ab 1978 auch Stromabnehmer aus tschechischer Produktion an die Saale.
Allerdings gab es davon deutlich weniger Exemplare als ESS. Sie zeichneten sich durch ihre zwei Rahmenfedern aus und
waren breiter. Zwei verschiedene Varianten wurden ausgeliefert : zum einen mit einer Schleifkohle und erstmals bei Scherenstromabnehmern in Halle, mit einer Doppelschleifleiste.
Stromabnehmer tschechischer Bauart
links die Variante mit Doppelschleifleiste, recht mit einer Schleifleiste
 
Die Tatrafahrzeuge der Serie von 1982 wurden alle mit einem solchen Stromabnehmer geliefert.
Da der Einholmstromabnehmer auf dem T4D zu dem Zeitpunkt schon weit verbreitet war, hoben sich diese Fahrzeuge von denen der übrigen Serienlieferungen ab. Mit dem Umbau des Tw 1050 zum Schienenschleifwagen ging 1996 der letzte Vertreter tschechischer Produktion in Halle verloren. Durch die freundliche Unterstützung der Leipziger Verkehrsbetriebe und der Leipziger Straßenbahnfreunde war es im Jahre 2002 jedoch möglich, einen solchen Stromabnehmer wieder nach Halle zu bringen und aufzuarbeiten. Im Juni 2009 erhielt der historische T4D 931 diesen Stromabnehmer.
T4D 1050
"Gardinentatra" 1050 mit einem Stromabnehmer tschechischer Bauart
 
Tscheche
historischer T4D 931 mit dem aufgearbeiteten Stromabnehmer
 
Nach der politischen Wende 1989 kam mit den GT4-Fahrzeugen aus Stuttgart und Freiburg 1990 eine weitere Version des Einheitsstromabnehmers nach Halle.
GT4 875
GT4 875 mit ESS in Stuttgarter Ausführung
 
Diese Variante mit zwei Schleifkohlen war bis dahin eng an die Stuttgarter und Freiburger Wagen gebunden.
In dieser Form gab es sie deutschlandweit fast nur dort. Die ursprüngliche Bauart des ESS auf den Stuttgarter GT4 war ebenfalls mit geschwungenen Ablaufenden und Pendelwippe. 1992 wurde im Rahmen einer Hauptuntersuchung bei etwa
10 halleschen T4D diese Stromabnehmerbauart montiert. Ebenfalls ab 1992 wurden einige Arbeitswagen mit dieser für Halle "neuen" Bauart versehen.
Atw 081
Arbeitstriebwagen 081 mit ESS in Stuttgarter Ausführung
 
Ab 1998 wurde im Rahmen der Hauptuntersuchungen noch einmal etwa ein Dutzend Tatrawagen mit den
GT4-Scherenstromabnehmern ausgerüstet. Die 38 GT4 behielten in Halle auch nach der Modernisierung in
Mittenwalde (1992-95) ihren charakteristischen Scherenstromabnehmer.
T4D 1121
T4D 1121 erhielt im Rahmen der Hauptuntersuchung einen ESS in Stuttgarter Ausführung
 
Einholmstromabnehmer
Im Jahr 1978 spielte Halle dann bei der Entwicklung einer neuen Stromabnehmerbauform in der ehemaligen DDR eine wichtige Rolle. Hier kam erstmalig der Prototyp des Einholmstromabnehmers bei einem Straßenbahnwagen zur Anwendung. Die ersten Konstruktionen dazu wurden zwar schon in den 50er Jahren für Lokomotiven entwickelt,
aber diese Weiterentwicklung wurde jetzt nötig, da die LEW Hennigsdorf ihre Produktion des Einheitsscherenstromabnehmers 1975 einstellten.
Einholmstromabnehmer
Prototyp des Einholmstromabnehmers
 
T4D 981
T4D 981 mit Prototyp des Einholmstromabnehmers
 
Dieser Einholmstromabnehmer wies zwei Schleifleisten auf und konnte, wie bei den Scherenstromabnehmern auch,
per Seilzug von der Fahrerkabine aus abgezogen werden. Nach kleinen baulichen Veränderungen ging dieser in Serie und
verdrängte zunehmend die Scherenstromabnehmer auf den T4D. Besonders die Tatrawagen verkehrten also mit recht
vielen Stromabnehmer-Varianten. Seit Mitte der 1980er Jahre prägte der Einholm-Stromabnehmer aber das typische Bild der T4D in Halle.
Einholm
Serieneinholmstromabnehmer
 
Diese Bauart gab es später auch in anderen Verkehrsbetrieben wie z.B. in Berlin, Magdeburg, Potsdam und Zwickau.
Im Gegensatz zu anderen Betrieben kamen die Einholmstromabnehmer in Halle ausschließlich auf T4D zum Einsatz
(mit Ausnahme der Fahrleitungsrevisionswagen 011 und 013).
Atw 013
Arbeitstriebwagen 013 mit Generatorlore 0011
 
Im Zuge der Materialvereinheitlichung veränderte sich beim Einholmstromabnehmer das Aussehen ab 1992 geringfügig.
Der Abstand der Kohlen wurde breiter, es wurden keine gewölbten Schleifkohlen mehr verwendet, und die Ablaufenden bzw. die ganze Wippe denen der GT4-ESS angepasst.
vor Umbau
Einholmstromabnehmer vor dem Umbau der Wippe
 
nach Umbau
Einholmstromabnehmer nach dem Umbau der Wippe. Deutlich sichtbar ist der größere Abstand der Schleifleisten.
 
1993/94 und 1998 gab es in Halle bei drei T4D eine abweichende Einholmstromabnehmer-Bauform.
Sie bildete bis zum Verkauf der Wagen eine Ausnahme.
T4D 1087
abweichende Einholmstromabnehmerbauform
 
T4D 1087
T4D 1087 mit der abweichenden Bauform, T4D 1100 mit Serieneinholmstromabnehmer
 
Von 1991-94 wurden 82 Tatratriebwagen modernisiert. Dabei erhielten alle Wagen bis 1992 den bis dahin üblichen Einholmstromabnehmer mit Seilzug. Ab 1993 wurden dann bei der Modernisierung elektrisch angetriebene Bügel der Firma Stemman (FB 80) installiert.
T4D-C 1175
T4D-C 1175 mit einem Einholmstromabnehmer
 
FB80
Stromabnehmer vom Typ FB 80
 
T4D-C 1216
T4D-C 1216 mit Stromabnehmer vom Typ FB 80
 
Bei den ab 1999 durchgeführten Hauptuntersuchungen an den Chopper-Fahrzeugen wurde bis auf sechs,
an allen 1991/92 modernisierten Triebwagen ein Stemmann-Stromabnehmer vom Typ FB 80 nachgerüstet.
Die neueste Straßenbahn-Generation in Halle, die Niederflurwagen, hatte bereits von Anfang an elektrisch angetriebene
Einholmstromabnehmer, in einer Einheitsbauart, wie sie in vielen anderen Städten auch vorkommen.
Die beiden Vorserienwagen Tw 500 und 501 besaßen jeweils zwei Stromabnehmer, analog jenen, welche ab 1993 auf den
Chopperfahrzeugen verwendet wurden. Tw 500 war 1992 der erste Straßenbahnwagen in Halle mit einem elektrisch anlegbaren Stromabnehmer überhaupt. Mit der Umstellung der Weichensteuerung genügte ab 1996 jeweils ein Stromabnehmer pro Niederflurtriebwagen.
MGT6D 500
MGT6D 500 im Anlieferungszustand mit zwei Stromabnehmern
 
MGT6D 501
MGT6D 501 nach dem Abbau des zweiten Stromabnehmers
 
Die MGT6D der ersten Serie (Tw 601-612, Baujahr 1996) besaßen eine andere Stromabnehmer-Bauform (Typ FB 500) als die ab 1997 gelieferten Fahrzeuge. Durch betrieblichen Tausch verkehren mittlerweile MGT6D aller Lieferserien mit beiden Varianten.
FB500
Stromabnehmer vom Typ FB 500
 
MGT6D 651
MGT6D 651 mit einem Stromabnehmer vom Typ FB 500
 
FB700
Stromabnehmer vom Typ FB 700
 
MGT-K 671
Alle MGT-K, sowie ein Großteil der MGT6D, sind mit dem Stromabnehmertyp FB 700 ausgestattet.

 

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